22.05.2025

So stärken Stormarner die Demokratie

Landrat ist besorgt wegen zunehmender Anfeindungen gegen PolitikerInnen. Wie Ehrenamtliche der Bürger-Stiftung Stormarn dagegen steuern. Die neuen Zahlen sind besorgniserregend; jeder vierte Kommunalpolitiker erlebt laut Umfrage der Körber-Stiftung Anfeindungen im Amt, fast jeder Dritte beobachtet demokratiefeindliche Tendenzen in seiner Stadt oder Gemeinde. 

 

Courage AG EKG Ahrensburg quer BU siehe PM

Mit anderen Worten: Die Demokratie ist unter Druck. „Auch im Kreis Stormarn sind wir damit konfrontiert, dass Kommunalpolitikerinnen und -politiker beleidigt oder bedroht werden“, sagt Landrat Dr. Henning Görtz. Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, Haltung zu zeigen und Demokratiefeindlichkeit entgegenzustehen. Der ehrenamtliche Einsatz von Menschen in Stormarns Kommunal- und Kreispolitik verdient unsere Wertschätzung und Respekt.“

Die Bürger-Stiftung Stormarn ist eine wichtige Institution, um Projekte zur Demokratieförderung zu bündeln und zu fördern. Bereits 2018 setzte Schleswig-Holsteins kapitalstärkste Stiftung, die unter ihrem Dach sechs regionale Bürgerstiftungen und 43 Stiftungsfonds vereint, ein deutliches Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Freiheit. Der Vorstand unterzeichnete die Selbstverpflichtung des Bündnisses der Bürgerstiftungen Deutschland: Demokratie denken, gestalten, leben. Demokratie sei ein Wert, der immer neu errungen und verteidigt werden müsse, heißt es in dem Bekenntnis der bundesweit zivilgesellschaftlichen Akteure. 

Landrat Dr. Henning Görtz

„Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe, Haltung zu zeigen und Demokratiefeindlichkeit entgegenzustehen. Der ehrenamtliche Einsatz von Menschen in Stormarns Kommunal- und Kreispolitik verdient unsere Wertschätzung und Respekt.“

Courage AG EKG Ahrensburg hoch BU siehe PM

 

 

Wie wichtig die Verteidigung dieses Wertes ist, stellte Dr. Lena Pankow 2023 auf dem Pausenhof am Ahrensburger Erik-Kandel-Gymnasium (EKG) fest. Als die Lehrerin hörte, wie ein Schüler zu einem Heranwachsenden mit Migrationsgeschichte sagte: „Du bist ja morgen auch schon nicht mehr da!“ und damit auf die Pläne der AfD anspielte, Migranten auszuweisen, entschloss sie sich zur Gründung der Courage AG. Die Arbeitsgruppe setzt sich dafür ein, dass das EKG dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ beitritt. Gerade stimmt die Schülerschaft darüber ab, die Lehrkräfte haben sich mit Mehrheit dafür ausgesprochen. „Wir veranstalten Workshops für die Klassen 5 bis 9, ein Anti-Rassismus-HipHop-Pädagoge unterstützt. Es werden bei uns Anti-Rassismus-Peers gebildet, um Schüler zu sensibilisieren“, sagt Pankow. Dank Förderung durch die Bürger-Stiftung Stormarn konnte die engagierte Lehrerin Nils Oskamp zu einer Lesung einladen. Der Grafiker, Illustrator und Buchautor klärt bundesweit Jugendliche über Rechtsradikalismus auf.

Ihr Engagement kann Stormarn bewegen

Unterstützen Sie Ihre Region, indem Sie einzelne Projekte oder ganze Stiftungen bedenken. Mit einem Ehrenamt können Sie unsere Arbeit auch mit Ihrer Zeit unterstützen.

Stormini Bild 2 BU siehe PM

 

Das Demokratieverständnis Jugendlicher fördert die Bürger-Stiftung auch, indem sie das Demokratie-Planspiel Stormini des Kreisjugendrings (KJR) mit jährlich 5.000 Euro unterstützt. Die Kinderstadt simuliert seit 2008 an wechselnden Orten eine Woche lang den Kreislauf von Arbeit, Geldverkehr und Konsum für rund 280 Kinder von neun bis 13 Jahren. Stormini 2025 findet in Oststeinbek vom 27. Juli bis 2. August statt, für ein Fest der Stormini-Einwohner stellt die regionale BürgerStiftung Oststeinbek 1.500 Euro zur Verfügung.

Bruesselfahrt BU siehe PM

An Jugendliche zwischen zwölf und 21 Jahren richtet sich das KJR-Projekt „Jugenddemokratiebildung Stormarn – Mehr.Demokratie.Wagen in und für Stormarn“. Die Fach- und Beratungsstelle bietet in Kommunen, Schulen und in der Jugendarbeit Aktivitäten zur Demokratiebildung an. „Wir beraten zudem die Kinder- und Jugendbeiräte, veranstalten Workshops und Netzwerktreffen, erklären demokratische Wahlverfahren“, so Anna Schmalowski, Fachstelle Jugenddemokratiebildung. 

„Aufgrund stark gestiegener Anfragen zu Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus haben wir mit dem Jugendschutz des Kreises und dem Regionalen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus 2024 eine Fortbildung für pädagogische Fachkräfte organisiert.“

Dank der finanziellen Unterstützung der Bürger-Stiftung Stormarn kann die Servicestelle Internationale Jugendarbeit jedes Jahr eine Bildungsfahrt nach Brüssel zum Europäischen Parlament anbieten. „Damit erreichen wir auch Jugendliche und junge Erwachsene, die sich bisher nicht politisch engagieren“, sagt Torben Hermann, der in der Servicestelle Jugendbegegnungen organisiert, Jugendliche und junge Erwachsene zum Europäischen Freiwilligendienst entsendet und zu Auslandsaufenthalten berät. „Internationale Jugendarbeit leistet einen großen Teil zur Demokratiebildung: Jeder junge Mensch, dem wir niedrigschwellige Möglichkeiten aufzeigen, die Welt in verschiedenen Formaten eines Auslandsaufenthalts kennenzulernen, ist ein Teil davon“, so Hermann.

Vorstand Bürger-Stiftung Stormarn

„In Stormarn gibt es viele Möglichkeiten, Dinge anzupacken und zum Besseren zu verändern, sagt Ernst-Jürgen Gehrke, Vorstandsvorsitzender der Bürger-Stiftung Stormarn. Viele Bürgerinnen und Bürger meckern nur über ihr Land, anstatt sich gesellschaftlich zu engagieren“, ergänzt Vorstandskollege Ralph Klingel-Domdey und sagt: „In Zeiten wie diesen, in denen unsere Demokratie im Innern wie von außen angegriffen wird, ist der Einsatz aller gefragt, die es ernst meinen mit unserer Verfassung.“

Vorstand Barsbuettel BU siehe PM

„Freiheit und Demokratie leben von Menschen, die sich einbringen, mitreden und mitgestalten.“

Ein gutes Beispiel liefert auch die Bürger-Stiftung Barsbüttel durch die Unterstützung Geflüchteter. „Freiheit und Demokratie leben von Menschen, die sich einbringen, mitreden und mitgestalten. Wir setzen uns dafür ein, dass alle – unabhängig von Herkunft oder sozialem Hintergrund – sprachliche und kulturelle Werkzeuge erhalten, um ihre Stimme zu erheben“, sagt Stiftungsvorsitzende Madlen Michaels. „Nur, wer verstanden wird und versteht, kann unsere Gesellschaft mitgestalten und unsere Werte mit Leben füllen.“

Screenshot 2025 05 22 185128

 

Das dies gelingt, dafür sorgt auch Integrationspate Eckhard Bloch aus Aumühle. Der pensionierte Jurist kümmert sich um die Sprachförderung bei Jugendlichen. Zurzeit übt er im Bürgerhaus Barsbüttel jeden Donnerstag mit zwei Ukrainern und zwei Ukrainerinnen zwischen 17 und 19 Jahren das Hörverstehen und Sprechen sowie die Grammatik der deutschen Sprache. Ein Zeitungsbericht machte den 69-Jährigen auf die Pateneinsätze der Stiftung aufmerksam. „Hier kann ich mein kulturelles Interesse mit einer sinnstiftenden Tätigkeit verknüpfen“, freut sich Eckhard Bloch. Neben der Sprachförderung begleiten Barsbüttels Integrationspaten Geflüchtete auch bei Behördengängen und Arztbesuchen, helfen bei Alltagsfragen.