22.11.2023

Der Anstifter von Barsbüttel

Mit rund 100 Ehrenamtlichen ist die Bürger-Stiftung Barsbüttel die größte ihrer Art unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn. Initiator und Vorstandschef Detlef Bösch verrät das Erfolgsrezept. Das Detlef Böschs nächster Geburtstag sein Achtzigster sein wird, sieht man ihm nicht an. „Ehrenamt hält eben jung!“, sagt der Barsbüttler. 

Detlef Boesch Treppe QUER

Er will nicht kokettieren, sondern ist davon wirklich überzeugt. Und zwar so sehr, dass er möglichst vielen Menschen diese besondere Art des Jungbrunnens schmackhaft machen will. Als Vorstandschef der Bürger-Stiftung Barsbüttel hat Bösch mit seinen Mitstreitern in den vergangenen zwölf Jahren in Spitzenzeiten bis zu 200 Frauen und Männer motiviert, sich regelmäßig ehrenamtlich in der Region zu engagieren.

„Ich gehe gern auf Menschen zu und hab' keine Angst vor Gesprächen“, sagt der ehemalige Vertriebler. Damals hat er mit dieser Eigenschaft Geld verdient – heute ist sie innerhalb der Stiftungsarbeit Gold wert. Denn Stiftungen wie die Bürger-Stiftung Barsbüttel leben in erster Linie durch Menschen, die Zeit und Tatkraft investieren, um anderen Gutes zu tun. „Um die zu finden und für uns zu gewinnen, haben wir von Anfang an viel Pressearbeit gemacht. Wir sind außerdem auf Märkten und Messen präsent, um Fragen zu beantworten, unsere Projekte zu erklären und bekannt zu machen“, sagt Detlef Bösch. Darin sieht er die wichtigsten Erfolgsgeheimnisse der Bürger-Stiftung, die während der Coronazeit zwar auch zu kämpfen hatte, mittlerweile jedoch wieder fest auf die Unterstützung von rund 100 Ehrenamtlichen bauen kann.

Unter dem Hauptmotto „Jung und Alt gemeinsam stark“ setzt die Stiftung seit ihrer Gründung im Oktober 2011 eine Vielzahl von Projekten um, die das soziale Leben in Barsbüttel bereichern: Lernpaten stehen Grundschulkindern bei den Hausaufgaben zur Seite, schenken ihnen Zuwendung und Zeit. Busbegleiter sorgen für eine sichere und streitfreie Fahrt in die Schule, Grünpaten bepflanzen Beete, fördern damit Arten- und Klimaschutz und verschönern das Umfeld. Integrationspaten sind Gesprächspartner für Geflüchtete, unterstützen sie beim Zurechtfinden in der neuen, für sie fremden Welt. Über ein Projekt freut Vorstandschef Bösch sich besonders. Er sagt: „In der örtlichen Gemeinschaftsschule haben wir als Stiftung die Idee angeregt, dass Schüler ein Mal in der Woche eine soziale Einrichtung besuchen, um dort zu helfen. Das wurde dann zu einem festen Bestandteil des Schulangebots.“ Und habe nur Vorteile: Die Schüler haben Abwechslung, lernen Neues kennen und erfahren, wie bereichernd es sein kann, andere zu unterstützen. Außerdem zeige es ihnen, wie sinnvoll Ehrenamt ist – und im besten Fall blieben sie auch außerhalb des Schulprojektes voller Überzeugung „daran hängen“.

Das würde den Nachwuchssorgen im Ehrenamt und innerhalb vieler Stiftungen entgegenwirken. Laut der Datenbank 'Statista' ist die Mehrheit der Ehrenamtler in Deutschland zwischen 50 und 59 Jahre alt, mengenmäßig dicht gefolgt von freiwillig Engagierten im Alter von 70plus. „Das liegt am Leben und seinen Anforderungen“, sagt Bösch. Der dreifache Vater spricht aus eigener Erfahrung. Er sagt: „In der ersten Lebenshälfte sind erst einmal andere Dinge wichtig: Ausbildung, Beruf, Familiengründung, Kinder. Da ist es tatsächlich schwierig, jemanden zu einer zusätzlichen Aufgabe zu begeistern. Doch wenn das alles in trockenen Tüchern ist, suchen viele Menschen nach neuen Aufgaben.“ Und die sollen vor allem Freude machen und nicht nur reine Pflichterfüllung sein. Das sieht auch Böschs Vorstandskollegin Gabriela Wurst so, die ebenfalls Mitbegründerin der Bürger-Stiftung Barsbüttel ist. Sie sagt: „Aus diesem Grund lassen wir unseren Zeitspendern so viele Freiheiten wie möglich. Jeder soll das machen, was ihm Spaß macht und das auch nur in dem zeitlichen Ausmaß, wie er will. Niemand sollte grummelig sein Ehrenamt abarbeiten.“ Dies würde sowieso nicht lange gutgehen und hätte für beide Seiten keinen großen Nutzen, so Wurst weiter.

 

 

Gabriela Wurst

Ein Mal im Jahr sind die Geld- und Zeitspender der Bürger-Stiftung Barsbüttel vom Vorstand zu einem Essen eingeladen – auch das stärke das Gemeinschaftsgefühl und sorge neben anregenden Gesprächen für viele neue Ideen. „Weil wir den Stiftungsfonds unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn gegründet haben, stehen wir außerdem in engem Kontakt zu anderen Stiftungen in der Region“, sagt Bösch. Dadurch profitiere man auf kurzem Weg von guten Kontakten und Angeboten anderer Engagierter: So startete beispielsweise Dank einer Zusammenarbeit mit der Eheleute Schmöger-Stiftung, die sich der Aufklärung und Hilfestellung zum Thema Depression verschrieben hat, eine Gesprächsrunde in Barsbüttel, die sich dort fest etablieren soll.

Innerhalb der Dachstiftung, die zu den kapitalstärksten Bürgerstiftungen des Landes zählt, sind neben der Barsbütteler Stiftung weitere fünf regionale Bürger-Stiftungen sowie 37 Stiftungsfonds beheimatet, die auf vielfältige Art und Weise wirken. Seit ihrer Gründung vor 15 Jahren hat die Dachstiftung rund 1,4 Millionen Euro für gute Zwecke ausgeschüttet. Die Bürger-Stiftung Stormarn übernimmt alle administrativen Aufgaben, kümmert sich also um Verwaltung und Finanzielles. Die Stifter können sich so ganz auf ihre Projekte konzentrieren. „Hätte es diese Möglichkeit der Kooperation nicht gegeben, hätten wir uns wohl nicht für die Form einer Stiftung entschieden“, gibt Detlef Bösch zu. Es sei ein unheimlicher Vorteil, dass Experten sich unter anderem um Buchhaltung und Geldanlagen kümmern. „Als ich damals als frischgebackener Rentner einen effektiven Weg suchte, möglichst viele Menschen zu aktivieren, hat mir zum Glück jemand aus der Stadtverwaltung den Tipp mit der Bürger-Stiftung Stormarn gegeben. Bereits nach den ersten Gesprächen mit Geschäftsführer Jörg Schumacher wurde deutlich: Hier stimmt das ganze Drumherum.“ Am offiziellen Errichtungsdatum im Oktober 2011 waren bereits 17 Zeitspender mit an Bord. Bösch und seiner Vorstandskollegin Gabriela Wurst war von Anfang an klar, dass die Ehrenamtler nur Lust aufs Mitmachen haben und langfristig dabeibleiben werden, wenn sie bei der Gestaltung ihres Amtes so viel Freiraum wie möglich behalten.

Und trotzdem müsse ja jemand „den Hut aufhaben“, sagt Wurst. Je mehr Leute mitgemacht haben, desto wichtiger sei es gewesen, den Überblick zu behalten, die Spender zu passenden Aufgaben hinzuführen und als fester Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung zu stehen. Diesen Job hat Detlef Bösch als Vorstandsvorsitzender gern übernommen. Zwölf Jahre lang. Zum Ende des Jahres will er den Chefposten aus der Hand geben. „Mit 79 bin ich das erste Mal Großvater geworden“ sagt er. „Dem will ich mich nun ganz und gar widmen.“ Natürlich werde er der Bürger-Stiftung Barsbüttel erhalten bleiben, auch ganz aktiv. Jedoch ohne die Aufgaben eines Vorstandsvorsitzenden. Wer ihm nachfolgt, entscheidet die Wahl im November. „Sicherlich werde ich auch künftig mitten in der Nacht mit einer neuen Idee für die Stiftung aufwachen“, sagt Detlef Bösch und lacht. Und er werde auch weiterhin Menschen motivieren und sie anstiften, Gutes zu tun. Das liegt ihm einfach im Blut.

 

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